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Dritter Teil des Tagebuchs meiner Reise durch Venezuela

9.November, Fahrt ins Orinokodelta

Morgens ging es früh raus. Wir hatten einen weiten Weg vor uns. Die Höhlen liegen im landschaftlich reizvollen venezolanischen Küstengebirge. Später kamen wir auch an einigen Raffinerien vorbei. Bei Ciudad Guyana überquerten wir auf einer Fähre den Orinoko. Der Fluss ist hier so mächtig, dass er sogar von großen Containerschiffen befahren werden kann. Auf der Fähre kaufte ich einer Indianerin, die nicht mal spanisch sprach, Babyrasseln ab und beobachtete Fluss- delfine. Gegen Abend kamen wir im Camp eines Deutschen an.

Kleine Raffinerie

Unter dem Geschrei von Brüllaffen und einem Bier klang der Tag aus.

Fähre über den Orinoko

10. November 2005, im Orinokodelta

Gegen acht Uhr morgens ging's raus Richtung Fluss. Angeblich verstecken sich die Tiere vorher noch und man wird nur von Moskitos gestochen. Auf dem Fluss sahen wir dann Fischadler, Schlangenhalsvögel, Reiher, Eisvögel und vieles mehr. Leider flüchteten die Tiere vor dem Lärm unseres Außenbordmotors bevor ich auf Fotodistanz herankam. Mittags fuhr uns ein Einheimischer wieder zurück. Dabei erzählte er mir viel über das stressfreie Leben am Orinoko. Nur wenige überarbeiten sich. Warum auch, das Überleben ist einfach. Wer Hunger hat muss nur einen Angelhaken

Ich im Orinokodelta

ins Wasser halten und hat eine Stunde später was zu essen

Indianerkinder

Natürlich kam er auch auf venezolanische Frauen zu sprechen und war des Lobes voll. Immer wieder fielen die Worte "muy caliente". Ich denke, er übertrieb nicht. Die Karibik ist nicht prüde.
Im Delta leben die Menschen meist verstreut in kleinen Gehöften. Es gibt nur wenige Dörfer und keine Städte. Die Bevölkerungsdichte ist gering. Viele Bewohner des Deltas sind Indianer. In den meisten Gebieten Amerikas wurden die Ureinwohner aus ihrem ursprünglichen Lebensraum verdrängt. Im Delta leben sie ziemlich unbehelligt. Das mückenverseuchte Gebiet war für die europäischen Eroberer ein zu ungesunder Lebensraum. Wir waren auch auf dem Hof einer Indianer- familie. Die Leute waren sehr offen und wir bekamen eine Vorstellung ihres einfachen Lebens.

Bootshafen im Delta

Indianer mahlt

11. November, noch ein Tag im Orinokodelta

Wie am Tag zuvor ging es wieder per Boot ins Delta. Als erstes besuchten wir eine Bauernfamilie, die sich auf die Käseproduktion spezialisiert hatte. Dass das im feuchtheißen Orinoko Delta möglich ist, überraschte mich. Mit viel Salz kann man aber auch dort einen schmackhaften Frischkäse produzieren. Einige Monate vorher schoss der Bauer einen Jaguar, der ihm zuvor drei Kühe getötet hatte. Jetzt versucht er das Fell zu verkaufen, kriegt es aber nicht los. Früher wurden Jaguare im Delta gezielt wegen des Fells bejagt. Heute schießt man sie hoffentlich nur noch, wenn sie sich an Nutztieren vergreifen. Der wertvollste Besitz der Familie war eine Motorsäge der Firma STIHL.

Bäuerin mit STIHL Motorsäge

Bäuerin in ihrem Wohnzimmer

Ein Muss bei jeder Reise zum Orinoko oder Amazonas ist das Fischen von Pirañas. Die gefürchteten Räuber sind sehr häufig und auch leicht zu fangen. Man muss nur einen Angelhaken mit blutendem Fleisch ins Wasser hängen und ihn beim ersten Anzeichen ruckartig aus dem Wasser reißen. Sehr oft hängt dann ein Piraña dran. Ihn vom Haken zu lösen ist dann eine Arbeit für den Experten. Einem Laien kann ein Piraña den Finger abbeißen. Das Fleisch ist übrigens sehr schmackhaft, wenn auch ziemlich grätig. Während ein Teil der Gruppe fischte, versuchte ich ein Foto von springenden Delfinen zu schießen. Da die Tiere unvermittelt auftauchen, ist das extrem schwierig.

Piraña

Flussdelfin

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