Tagebuch meiner Reise durch Kamerun, Nigeria und Benin

6. Januar 2005, von Stuttgart nach Paris

Nachdem wir den ganzen Tag die Wohnung in Schuss brachten, besonders das Reinigen der Külhschränke brauchte viel Zeit, brachten wir das schwere Reisegepäck runter und fuhren zum Bahnhof. Bei meinem alten Fiat hatte ich keine Bedenken, ihn fünf Wochen am Bahnhof stehen zu lassen. Die S-Bahn kam pünktlich und um Fünf Uhr am Nachmittag waren wir am Flughafen in Stuttgart. Leider erwartete uns am Air-France Schalter eine unangenehme Überraschung. Wir durften zu zweit nur 46 Kilo Gepäck aufgeben und obwohl soviel wie möglich ins Handgepäck gestopft wurde, hatten wir zehn Kilo zuviel. Die Fluggesellschaft war dann absolut kompromisslos und wollte zehn Euro pro Kilo Übergepäck. Ich bezahlte die 200 Euro zähneknirschend mit meiner Kreditkarte. Als wir gegen 19Uhr in Paris ankamen, war auf dem Flughafen nicht mehr viel los. Es gibt dort kostenlose Busse, die die Hotels in Flughafennähe abklappern.

Zimmer ETAP Hotel Paris


Am ETAP Hotel stiegen wir aus, weil es sehr preisgünstig war. Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet gerade mal 45 Euro. Die Zimmer sind sauber und haben alles, was man braucht, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

7. Januar 2005, Flug von Paris nach Douala

Nach dem Frühstück ging's wieder per Bus Richtung Flughafen. Leider fiel einem Aufpasser unser doch recht voluminöses Handgepäck auf. Es wurde gewogen und wieder waren 128 Euro fällig. Diesmal berechnete die Air France "nur" 16 Euro pro Kilo Übergepäck. Nach einem komfortablen Flug, die Maschine war halb leer, kamen wir am späten Nachmittag in Douala an. Am Flughafen war es wie erwartet heiß, feucht und chaotisch. Als Weißer muss man aufpassen, nicht abgezockt zu werden. Obwohl die Papiere in Ordnung sind, wird die Abfertigung verzögert, um Bestechungsgeld zu schinden. Ich blieb hart und irgendwie kamen wir doch durch den Zoll. Draußen warteten schon einige Familienmitglieder Honorines und freuten sich, sie nach über zwei Jahren wieder zu sehen. Mit dem Taxi ging es dann zum Haus ihrer Tante. Dort warteten bereits ihr Vater und ihr Bruder auf uns. Nach der Begrüßung erzählte

Im Haus von Honorines Tante


Honorine noch über ihr Leben in Deutschland.

8. Januar 2005, Fahrt von Douala nach Bamenda

Nach dem Frühstück fuhren wir mit einem Vetter Honorines in die Innenstadt zum Geldtauschen und auf den Markt. Man merkt gleich, dass Douala eine gefährliche Stadt ist. Jedes größere Geschäft hat mit Schnellfeuergewehren bewaffnete Wachen und auf dem Markt merkte ich, wie ein Taschendieb versuchte, mich zu beklauen. In der Stadt sah ich auch zum ersten Mal den Dragoman Laster, unsere beiden Fahrer und den Hund. Am frühen Nachmittag ging's dann zum Busbahnhof und mit einem recht modernen Mercedes Richtung Bamenda. Unterwegs kamen wir an Ananas-, Gummibaum-, Bananen-, Ölpalmen und bei Baffousam auch Kaffeeplantagen vorbei. Kamerun ist fruchtbar und die Landwirtschaft teilweise auch modern. Große Lebensmittelkonzerne wie zum Beispiel Unilever sind schon lange im Land. Auch die Straße war sehr gut.

Honorines Vater vor dem Haus ihrer Tante


Ungefähr eine Stunde nach Sonnenuntergang kamen wir in Bamenda an. Vom Busbahnhof brachte uns ein Taxi zum Wohnviertel der Tawahs. Honorines Großvater hatte dort viel Land, so dass auch für seine Nachkommen noch Platz ist. Als wir ankamen war der Jubel groß und jeder war auf Berichte von Honorine aus ihrer neuen Heimat gespannt. Nach einem guten Abendessen machten wir uns auf Richtung Hotel. Dort war leider kein Zimmer reserviert. Nach langem Suchen fanden wir noch was im Unity Hotel, einer miesen Absteige.

Familienbild


Ich und meine afrikanische Verwandtschaft


9. Januar 2005, in Bamenda

Morgens verließen wird die Absteige schnellstmöglichst und ein Taxi fuhr uns wieder zu Honorines Eltern. Dort zeigt mir ihre Schwester Manka das Grundstück und ich filmte und fotografierte den afrikanischen Alltag. Das Grundnahrungsmittel dort ist "Achu", in Bananenblätter eingewickelter Jamsbrei. Die Mörser zum Zerstampfen der vorher gekochten Wurzel gehören zur Grundausstattung jeden Haushalts. Mich begeistert die graue Pampe nicht sonderlich. Am besten schmecke es noch in der Suppe. Mittags besuchten wir Honorines Onkel in seinem großen Haus etwas außerhalb der Stadt. Der Mann wurde ein Jahr vorher fast von Einbrechern in Douala erschossen und hat immer noch Kugeln im Körper.

Jam wird zubereitet


Einwickeln der Paste


10. Januar 2005, in Bamenda

Sehr wichtig für Afrikanerinnen ist die sorgfältige Pflege ihrer Haare. Deshalb war an diesem Morgen ein Besuch in einem bekannten Frisörsalon Bamendas angesagt. Außer der Chefin arbeiteten dort noch zwei voll ausgebildete Frisörrinnen, deren Arbeit von den Lehrlingen beobachtet wurde. Die richtig schwierigen Sachen wurden von der Chefin erledigt. Ich saß in einer Ecke und beobachtete das Ganze. Nach zwei Stunde war die Arbeit getan und die beiden Schwestern waren mit ihrer neuen Frisur sehr zufrieden.

Honorine und ihre Schwester Doris

Doris und Hono mit neuer Frisur

Danach ging es auf den Markt. Es gibt in afrikanischen Städten auch Läden, aber die sind im Vergleich zu den Märkten klein und unbedeutend. Beim Fischkaufen bekam die kleine Tochter einer Marktfrau Panik vor mir und versteckte sich hinter ihrer Mutter. Vielleicht war ich der erste Weiße, den sie in ihrem Leben gesehen hat. Eine Cousine Honorines hat auf dem Markt eine kleine Schneiderwerkstatt. Einige der Nähmaschinen haben auch einen Elektromotor. Der Pedalantrieb ist aber unbedingt notwendig, da oft der Strom ausfällt. Abends besuchten wir noch eine Tante und Sista Agi, eine sehr nette Cousine. Auch deren kleine Tochter getraute sich nicht in meine Nähe.

Zita kauft Fisch

Die Tawah Schwestern beim Schneider

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