Zweiter Teil des Tagebuchs einer Reise durch Bolivien, Argentinien und Chile

10. bis 11. Januar 1999, Santa Rosa, die Hauptstadt der Provinz Las Pampas

Nach einem Tag in Córdoba hatten wir genug gesehen und machten uns morgens Richtung Süden auf. Die Umgebung der Stadt, darunter versteht man in Argentinien etwas anderes als im dicht besiedelten Deutschland, ist von der Landwirtschaft geprägt. Die Felder sind teilweise so groß wie bei uns ganze Dörfer. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Argentinien, als man mit Rohstoffen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen noch richtig Geld verdienen konnte, deshalb eines der reichsten Länder der Erde. Je mehr wir uns dann aber Richtung Süden bewegten, desto trockener und dünner besiedelt wurde die Gegend. Santa Rosa ist ein richtig staubiges Provinzkaff. Hier leben die Leute hauptsächlich von der Viehzucht. Dass die Weiden nicht mehr so saftig sind, wird durch die verfügbare Fläche mehr als ausgeglichen.


11. bis 13. Januar 1999, Nationalpark Lihuel Calel

Dieser kleine Nationalpark wurde wegen seiner spektakulären Felsformationen eingerichtet. Außerdem gibt es dort noch eine kleine Population Guanacos, viele Vögel, ab und zu einen Puma und Felszeichnungen der Ureinwohner. Mir gefiel es dort auf Anhieb. Besonders das zahme Guanaco, das von der Frau des Parkwächters aufgezogen wurde, hatte es mir angetan. Gut war auch, dass man vom Zelt aus die interessantesten Stellen leicht zu Fuß erreichen konnte. Dieser Anblick bot sich mir kurz vor Sonnenuntergang. In Erinnerung sind mir auch noch die zarten Steaks, die wir auf den Grills dort zubereiteten.


13. bis 14. Januar 1999, Zeltplatz am Golf von San Matias

Nach einer längeren Fahrt kamen wir am späten Nachmittag am Golf von San Matias an. Die Gegend dort ist sehr karg, kein Vergleich mit dem saftigen Grün im Norden des Landes. Vom Campingplatz war es nicht weit zum Meer, wo ich versuchte einige Wasservögel zu fotografieren. Hier zeigte sich, dass der Autofokus meiner Kamera leider nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Die Austernfischer waren leider zu schnell, um von ihnen Flugbilder machen zu können.


14. bis 17. Januar 1999, Puerto Madryn

Unser nächstes Ziel war dann Puerto Madryn. Natürlich wurde wieder der übelste Campingplatz angefahren. Einige der Reiseteilnehmer vom Fünften Kontinent waren recht knapp bei Kasse, da sie nach australischer Art viel Geld versoffen. Die Stadt selbst bietet dem Fremden wenig. Was sie interessant macht, ist die Nähe zum Nationalpark auf der Halbinsel Valdéz. Dort sieht man nicht nur die Tierwelt der patagonischen Steppe , wie Nandus oder Gürteltiere, sondern auch viele Meeressäuger. Wenn man Glück hat kann man dort sogar Schwertwale bei der Robbenjagd beobachten. Das war mir nicht vergönnt, aber die Kämpfe der Seelöwen werde ich so schnell nicht vergessen. Auf dem Zeltplatz traf ich dann einen jungen Engländer, der keine 30 Dollar mehr hatte, um den Nationalpark besuchen zu können. Wenn es mal soweit ist und es beim Reisen nur noch ums möglichst wenig Geld ausgeben geht, dann sollte man vielleicht mal nachdenken.


17. bis 18. Januar 1999, Rada Tilley

An diesem Morgen wurde ein weiterer Höhepunkt der Reise, die Pinguinkolonie von Punta Tombo, angesteuert. In einer trockenen, fast wüstenartigen Umgebung leben dort über hunderttausend, die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr stark, Pinguine. Die vielen Besucher scheinen sie überhaupt nicht zu stören. Warum auch, von Touristen geht weder Gefahr aus, noch sind sie Nahrungskonkurrenten.
Nach zwei Stunden mussten wir uns leider von den Tierchen losreißen. Die Fahrt ging weiter Richtung Commodore Rivadavia, dem Zentrum der argentinischen Ölindustrie, welche hier die Landwirtschaft als wichtigsten Industriezweig abgelöst hat.


18. bis 19. Januar 1999, Estancia am Río Pinturas

Nach einer langen Fahrt durch eine landschaftlich überraschend abwechslungsreiche, sehr dünn besiedelte Gegend erreichten wir eine sehr schön gelegene Estancia, an die auch ein kleiner Zeltplatz angeschlossen war. Ich erinnere mich noch an den Aufenthaltsraum mit einem ausgestopften Kondor, an das Pumafell im Haupthaus und an die beiden sehr gut gebauten Töchter der Familie.

John, der Halbdackel, lenkt unseren Laster durch die patagonische Steppe

Rinder am Río Pinturas


19. bis 21. Januar 1999, el Chaltén, das Dorf am Fitzroy und Cerro Torre

Nach dem Aufstehen, einer Dusche und dem guten Frühstück erwartete uns wieder die patagonische Steppe. Die Anzeichen menschlicher Besiedlung wurden immer weniger. Irgendwann sahen wir nicht mal mehr Zäune und statt Schafen kreuzte eine kleine Herde Guanacos die Straße. Die Anden steigen hier recht abrupt aus der Steppe und das Schmelzwasser der Gletscher speist etliche Seen, deren Farbe sich mit dem Sonnenstand ändert. Unsere Zelt stellten wir in einem Dorf namens el Chaltén auf, das als Ausgangspunkt für Touristen, die die spektakuläre Gegend um den Fitzroy und den Cerro Toore erkunden wollen, gegründet wurde. Leider war es bewölkt, so dass wir das berühmte Panorama nicht genießen konnten.

Der Fitzroy am Morgen

Der Cerro Torre


Am anderen Morgen hatte sich das Wetter glücklicherweise geändert. Der Himmel war wolkenlos und der Blick auf den Fitzroy und den Cero Torre hätte nicht besser sein können. Mit zwei Einheimischen Führern machten wir uns dann auf den Weg zum Basislager des Cerro Torre. Der Berg ist zwar nicht besonders hoch, aber sehr schwierig zu besteigen. Erst Anfang der 70er schaffte es ein Italiener und auch nur unter Einsatz eines Kompressors, mit dem er Steighilfen in den Fels trieb. Leider konnten wird den Fluss nicht überqueren, um näher an den Berg ranzukommen. Auch zwei geübte Bergsteiger hatten da Schwierigkeiten. Das schöne Wetter ließ viel Gletschereis schmelzen. Deshalb war der Fluss so reißend.

Ich am Cerro Torre

Bergsteiger hat Probleme


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