Der Henri Pittier Nationalpark

Der 1078 Quadratkilometer große Henri Pittier Nationalpark wurde 1937 gegründet und ist somit Venezuelas ältestes Schutzgebiet. Er bietet jedem etwas. Es gibt schöne Strände, eine artenreiche Tierwelt und viele Möglichkeiten zum Bergwandern. Der Park ist ein Teil des venezolanischen Küstengebirges, welches sich hier am Pico El Cenizo bis auf 2436 m erhebt. Durch die großen Höhenunterschiede findet man hier viele Vegetationszonen. Bekannt ist der Park vor allem für seine Vogelwelt. Bisher wurden hier 580 verschiedene Arten identifiziert. Die Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume auf kleiner Fläche und die Unberührtheit des Gebiets haben einen derartigen Artenreichtum zur Folge. Die größten Säugetiere dort sind das Tapir und der Puma. Um sie zu sehen, braucht man leider

Strand

Nebelwald im Nationalpark

viel Glück. Immerhin sah eine Mitreisende einen Ozelot. Natürlich gibt es auch kleinere Primaten. Die roten Brüllaffen hört man mit ziemlicher Sicherheit. Ich sah auch welche in den Bäumen herumturnen. Dass es auch Krabben mitten im Wald gibt, das überraschte mich. Natürlich sind auch die Reptilien zahlreich und einige dort vorkommende Schlangenarten richtig giftig. Innerhalb kurzer Zeit entdeckte mein einheimischer Führer zwei Lanzenottern. Die Giftschlangen ruhten sich neben dem Pfad aus. Sie waren fast perfekt getarnt. Im Halbdunkel des Waldes hätte ich sie nie entdeckt. Ihr Biss ist unbehandelt normalerweise tödlich.

Landkrabbe

Geier

Im Gebiet des Nationalparks gibt es auch einige Dörfer. Die ältesten stammen aus dem 17ten Jahrhundert. Die meisten sind einige Kilometer weg von der Küste in den Bergen. Dort war man besser vor Piraten geschützt. Die heutigen Bewohner sind meistens Schwarze, wohl Nachkommen von Sklaven. Ich besuchte auch eine alte Kaffeeplantage. Anfang des 20ten Jahrhunderts war das ein lohnendes Geschäft. Seit Beginn des Ölbooms werden andere Bereiche vernachlässigt. Die Plantage wurde in den 70er Jahren aufgegeben. Heute lebt noch ein ehemaliger Arbeiter dort, der die verwilderten

Lanzenotter

alte Kaffeefabrik

Kaffeepflanzen aberntet. Ich unterhielt mich mit dem Mann, was wegen seines starken Akzents nicht leicht war, und bekam auch sehr guten Kaffee zu trinken. Er verbrachte sein ganzes Leben auf der Plantage. Insgesamt wurde er bei der Arbeit sechsmal von einer Lanzenotter gebissen. Ich fragte ihn, wie sich ein Schlangenbiss so anfühlt. Anscheinend spürt man sofort extreme Schmerzen, dann schwillt das betroffene Körperteil stark an. Hat die Schlange viel Gift abgegeben und auch gut getroffen spuckt der Betroffene Blut. Das Gift der Lanzenotter greift die Gefäße an. Er hatte Glück, einige seiner Kollegen

Rohkaffee

Plantagenarbeiter

starben allerdings am Gift. In der Nähe der Plantage ist ein kleiner, nur über einen schmalen Pfad zu erreichender, Wasserfall. Wir waren erst wenige Minuten unterwegs als mein Wanderführer plötzlich stoppte. Auf dem Pfad lag eine zusammengerollte Lanzenotter. Im dunklen Wald war die extrem getarnte Schlange für mich fast unsichtbar. Nach einigen Bildern mit Tele und Blitz gingen wir weiter. Sehr bald mussten wir wieder wegen einer Schlange anhalten. Jetzt reichte es mir und ich drängte zur Rückkehr. Der Pfad war sehr schmal und steil. Um weiterzukommen musste man sich mit den Händen im Gebüsch abstützen und dabei kann man sehr leicht von einer Schlange gebissen werden.

Pelikan im Sturzflug

Pelikan vor Gebirge